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Rassismus-Protest in der NBA Playoff-Partien nach Bucks-Boykott abgesagt

Niemand da.

Niemand da.

(Foto: USA TODAY Sports)

Das Parkett bleibt leer - die Milwaukee Bucks treten zu Spiel fünf ihrer Erstrundenserie in den NBA-Playoffs nicht an. Die Basketballer protestieren gegen Polizeigewalt in ihrem Heimatstaat Wisconsin. In der Folge werden alle Partien des Tages abgesagt.

Basketball-Profis in der NBA haben den Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt auf eine völlig neue Ebene gehoben und durch ein boykottiertes Playoff-Spiel die Absage aller Partien des Tages erzwungen. Die Milwaukee Bucks um Star-Spieler Giannis Antetokounmpo kamen am Mittwochabend gar nicht erst aufs Spielfeld zum geplanten fünften Duell mit den Orlando Magic. In der Folge sagte die stärkste Basketball-Liga der Welt die weiteren Begegnungen des Tages ab.

Davon betroffen ist neben der Serie der Los Angeles Lakers gegen die Portland Trail Blazers auch das Duell der Oklahoma City Thunder um Nationalspieler Dennis Schröder mit den Houston Rockets. Auslöser für den beispiellosen Protest in der stärksten Basketball-Liga der Welt ist die jüngste Gewalttat von Polizisten gegen einen Afroamerikaner, dem am Wochenende in den Rücken geschossen worden war. Der Tatort liegt weniger als eine Stunde von Milwaukee entfernt.

Die Partien sollen neu angesetzt werden, teilte die NBA mit. TV-Experten in den USA rechnen mit weitreichenden Folgen für die Liga und möglicherweise weiteren Verschiebungen und Absagen auch am Donnerstag. Spieler der Boston Celtics um Nationalspieler Daniel Theis und der Toronto Raptors hatten bereits öffentlich über einen zur Debatte stehenden Boykott ihres ersten Duells in der zweiten Playoff-Runde gesprochen.

Das Spiel der Bucks gegen Orlando hätte am Mittwochabend um 22.00 Uhr deutscher Zeit beginnen sollen, die Bucks kamen aber nicht aus ihrer Kabine. Gegner Orlando Magic verließ Minuten vor dem geplanten Anwurf seinerseits das Feld, wie auf TV-Bildern zu sehen war.

"Wir haben genug von dieser Ungerechtigkeit", sagte Bucks-Spielmacher George Hill kurz nach Bekanntwerden des Boykotts gegenüber der US-Sportseite The Undefeated. Profis der Bucks waren in den vergangenen Jahren selbst Opfer von Rassismus und Polizeigewalt geworden. Sterling Brown hatte sein Auto falsch geparkt und bekam dafür von Polizisten Schläge und ein Knie in den Nacken gedrückt, der Rechtsstreit läuft noch.

Breite Unterstützung für Boykott

Kurz nach Bekanntwerden des Boykotts teilten auch die Houston Rockets und Oklahoma City Thunder mit, dass sie zu ihrem Spiel fünf heute Nacht (deutscher Zeit) nicht antreten. "So sieht es aus, wenn jemand seine Reichweite nutzt. Größter Respekt, ich bin wirklich beeindruckt", twitterte der Journalist Jason Concepcion. "Wir fordern Gerechtigkeit", schrieb Jamal Murray von den Denver Nuggets.

Die Bucks, neben de Lakers und den Los Angeles Clippers einer der drei Topfavoriten auf die Meisterschaft, führen in der Serie 3:1. Bei einem weiteren Sieg wären sie im Halbfinale der Eastern Conference. Die unmittelbaren Konsequenzen des Boykotts sind noch nicht absehbar. Andere Sportstars aus den USA reagierten zustimmend. "Scheiß darauf, Mann. Wir verlangen Veränderung. Wir haben es satt", schrieb Lakers-Superstar LeBron James in Großbuchstaben und mit vielen Ausrufezeichen versehen. "Wir verlangen Veränderung", twitterte Donovan Mitchell von den Utah Jazz, verbunden mit einer Respektbekundung an die Bucks. Auch NFL-Profis äußerten sich in den sozialen Netzwerken mit Respekt und Zustimmung für die Haltung.

Der 29 Jahre alte Familienvater Jacob Blake war am Sonntag im US-Bundesstaat Wisconsin durch Schüsse der Polizei in seinen Rücken schwer verletzt worden. Auf einem Video ist zu sehen, wie Blake zu seinem Auto geht, gefolgt von zwei Polizisten mit gezogenen Waffen. Eine der Waffen ist auf seinen Rücken gerichtet. Als Blake die Fahrertür öffnet und sich ins Auto beugt, fallen Schüsse. Nach Angaben des Anwalts der Familie, Ben Crump, saßen in dem Auto Blakes Kinder im Alter von drei, fünf und acht Jahren. Nach Angaben von Blakes Vater und des Anwalts ist er infolge der Schüsse von der Hüfte abwärts gelähmt.

Quelle: ntv.de, ino/tsi/dpa

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