Blackberry will Patente für halbe Milliarde Euro verkaufen, Kanada prüft

Nachdem Blackberry seine Smartphone-Dienste eingestellt hat, möchte es seine zugehörenden Patente versilbern. Kanadas Behörden prüfen die Auswirkungen.​

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Smartphones Blackberry Bold 9900 und Blackbery Classic

Smartphones mit Blackberry-Betriebssystem sind Geschichte. Das Bild zeigt die Modelle Blackberry Bold 9900 und Blackbery Classic.

(Bild: Volker Weber)

Lesezeit: 3 Min.

Blackberry möchte ein stattliches Patentpaket für 600 Millionen US-Dollar (etwa 535 Millionen Euro) in die USA verkaufen. Das hat das kanadische Unternehmen am Montag bekanntgegeben. Als Käufer tritt ein neu gegründetes Unternehmen namens Catapult IP Innovations auf, dessen Hintermänner nicht öffentlich bekannt sind. Kanadas Wirtschaftsminister François-Philippe Champagne hat angekündigt, den Verkauf nach den Vorschriften des kanadischen Investitionsgesetzes zur prüfen.

Champagne muss demnach sicherstellen, dass der Verkauf des umfangreichen Patentpakets Kanadas Wirtschaft zuträglich ist und kein Risiko für die Nationale Sicherheit darstellt. Nach Blackberrys Angaben betreffen die Patente Mobiltelefone, die Übermittlung von Nachrichten und Mobilfunknetze.

Anfang des Jahres hat Blackberry die Unterstützung für Handys und Tablets mit den Blackberry-Betriebssystemen BBOS und BB10 eingestellt. Ohne Serverdienste fehlt den Geräten die notwendige Provisionierung, sodass die Geräte mit der Zeit weitgehend nutzlos werden.

Von der Abschaltung ebenfalls betroffen sind von BlackBerry gehostete E-Mail-Konten, Blackberry Messenger für Verbraucher (BBM), sowie Anwendungen wie Blackberry Enterprise Server 5, Enhanced SIM Based Licensing (ESBL) / Identity Based Licensing (IBL), BlackBerry Link, BlackBerry Desktop Manager, BlackBerry Blend, Blackberry ID, Blackberry Password Keeper und BlackBerry Protect. Bei den E-Mail-Konten gilt, zu beachten, dass Blackberry auch keine Weiterleitungen anbietet. E-Mails an Domains wie @myblackberry.com oder @netzbetreibername.blackberry.com laufen ins Leere.

Nicht betroffen sind "Blackberry"-Handys mit Android-Betriebssystem; sie wurden von anderen Hersteller unter Lizenz gefertigt. Blackberry selbst betreibt den Blackberry Password Keeper für Android, BBM for Enterprise und BBM Enterprise for Individual Use (BBMe) sowie BlackBerry Protect weiter.

Die Mobilfunk-bezogenen Patente haben für Blackberry nun keine strategische Bedeutung mehr, weshalb es sie verkaufen möchte. Allerdings hat das Unternehmen laut Börsenmitteilung eine Rücklizenzierung der Patente vereinbart. Von den 600 Millionen US-Dollar sollen 450 Millionen Dollar im Zuge des Verkaufs fließen; der Rest wird ab dem dritten Jahrestag in fünf Raten zu je 30 Millionen Dollar fällig.

Catapult hat sich bereits Finanzierung für 400 Millionen US-Dollar gesichert. Weitere 90 Millionen Dollar muss die Firma noch aufstellen, damit der Vertrag mit Blackberry gültig werden kann. Nach Bekanntgabe des Patentdeals Montagmorgen (Lokalzeit) sind Blackberry-Aktien im Tagesverlauf fast vier Prozent teurer geworden.

[Update 2:56 Uhr] Das Büro des kanadischen Wirtschaftsministeriums kündigt gegenüber heise online eine "gründliche Untersuchung" an. "Im März hat unsere Regierung die Richtlinien überarbeitet, konkret um Bedenkden hinsichtlich der Nationalen Sicherheit bei Investitionen in Zusammenhang mit heikler Technik, heiklen personenbezogenen Daten und der Versorgungssicherheit bei wichtigen Mineralien anzugehen. Wie wir gezeigt haben, werden wir nicht zögern, Transaktionen zu blockieren, die schädlich für Kanadas Nationale Sicherheit wären." [/Update]

(ds)